Stavros Mentzos untersucht bei jeder neurotischen Erkrankung drei basale psychische Dimensionen des Patienten: den zugrunde liegenden Konflikt, die Beschaffenheit des Selbst und die Abwehrformation. Unter Zugrundelegung dieses Neurosemodells wird die Referentin die Symptomatologie und Psychodynamik der hysterischen Erkrankungen untersuchen. Dabei geht sie von der historischen Konzeptualisierung Sigmund Freuds aus und entwickelt dann weitere Verständnismodelle bis zu den heute maßgeblichen Konzeptualisierungen.

Literatur:

• Freud, S. (1895) (zusammen mit J. Breuer): Studien über Hysterie. GW 1, 75-312
• Mentzos, S. (2012): Hysterie: Zur Psychodynamik unbewusster Inszenierungen. Vandenhoeck und Ruprecht
• Seidler, G. H. (2001): Hysterie heute: Metamorphosen eines Paradiesvogels. Psychosozial-Verlag

Traumatische Erlebnisse spielen in der klinischen Psychopathologie inzwischen eine bedeutsame Rolle, und auch die Psychoanalyse beschäftigte sich bereits von ihren Anfängen an mit dem psychischen Trauma.
In diesem Seminar wird nach einer kurzen historischen Einführung ein zeitgenössischer, vor allem auf objektbeziehungstheoretischen Grundannahmen basierender Zugang zu dem Thema beschrieben. Dabei werden einige wichtige Grundbegriffe wie jener des „traumatischen Introjekts“ oder des „kumulativen Traumas“ erläutert und typische Übertragungs-Gegenübertragungs-Konstellationen mitsamt der für sie typischen Affekte vorgestellt. Die sich daraus ergebenden behandlungstechnischen Konsequenzen bilden den Abschluss.

Literatur:

• Hirsch, M. (2004) Psychoanalytische Traumatologie – Das Trauma in der Familie. Psychoanalytische Theorie und Therapie schwerer Persönlichkeitsstörungen. Stuttgart: Schattauer
• Ders. (2007) Schuld und Schuldgefühl. Zur Psychoanalyse von Trauma und Introjekt. Göttingen: V & R
• Seidler, G. (2013) Psychotraumatologie. Das Lehrbuch. Stuttgart: Kohlhammer

Im Rahmen Abstinenzverletzungen in einer psychoanalytischen Ausbildungsinstitution: Perspektive einer betroffenen Kandidatin

In dem neuen Format Werkstattgespräch diskutieren wir den Text aus dem IJP von Elizabeth M. Wallace: »Losing a training analyst for ethical violations: A candidate’s perspective« (2007).

The author presents her experience as the analysand of a training analyst who was investigated and expelled for ethical violations with another patient, including sexual-boundary violations, during her analytic training. While boundary violations by training analysts are not uncommon, the particular trauma experienced by ‘bystanders’ such as candidates and supervisees is not discussed in the literature, nor the response of institutes to the educational problems that are generated. The author illustrates the complications for candidates that arise from the dual roles of training analyst as educator and analyst when he or she faces investigation or censure, including isolation and secrecy, which promote various splits in the candidate, analytic dyad and group, as well as loyalty conflicts. The discussion covers three phases of the author’s experience as a candidate–analysand, namely the period encompassing the institute’s ethics investigation, the announcement of findings to her and to the institute as a group, and the ensuing individual and group dynamics generated by her analyst’s expulsion from the institute and revocation of his medical license. Theoretical perspectives are utilized to understand the group regression, including contamination and contagion fears, which occurred in the wake of the training analyst’s expulsion, and the impact of these processes on the candidate, including the pressure to function as a ‘container’ for projections of the group. Implications and recommendations for candidates and institutes are made for dealing helpfully with trainees who are affected by the process of dealing with a training analyst’s ethical violations. Short-term and longer-term outcomes of the experience are considered.

Der Artikel kann im Vorfeld von Bernd Heimerl angefordert werden. drbernd.heimerl@t-online.de

In dieser Vorlesung wird zunächst das Strukturelle Interview nach O.F. Kernberg vorgestellt, welches einer diagnostischen Einschätzung des strukturellen Störungsniveaus des Patienten dient. Im zweiten Teil der Veranstaltung werden die Grundzüge der psychodynamischen Psychotherapie von strukturellen Persönlichkeitsstörungen (Transference–focused Psychotherapy) der Arbeitsgruppe von Clarkin, Yeomans und Kernberg dargestellt, die in den 90er Jahren in New York entwickelt wurde.

Literatur:

• Kernberg, O.F. (1992): Psychodynamische Therapie bei Borderline–Patienten.
• Kernberg, O.F. (1988): Schwere Persönlichkeitsstörungen. Theorie, Diagnose, Behandlungsstrategien.
• Clarkin, J.F., Yeomans, F.E., Kernberg, O.F. (2001): Psychotherapie der Borderline–Persönlichkeit. Manual zur psychodynamischen Therapie.

Im Austausch mit der Leitung des Lehranalytikergremiums mit den Kandidat:innen können mögliche Fragen beantwortet werden. Wir freuen uns sehr auf den Austausch und Ihre Anregungen. Wir möchten Sie dabei gerne auf das Skript über die Beschreibung der Arbeit des Lehranalytikergremiums, welches im Intranet des BIPP hochgeladen wurde, hinweisen.

Die Veranstaltung richtet sich an alle Kandidat:innen des BIPP

Stavros Mentzos untersucht bei jeder neurotischen Erkrankung drei basale psychische Dimensionen des Patienten: den zugrunde liegenden Konflikt, die Beschaffenheit des Selbst und die Abwehrformation. Unter Zugrundelegung dieses Neurosemodells wird die Referentin die Symptomatologie und Psychodynamik der hysterischen Erkrankungen untersuchen. Dabei geht sie von der historischen Konzeptualisierung Sigmund Freuds aus und entwickelt dann weitere Verständnismodelle bis zu den heute maßgeblichen Konzeptualisierungen.

Literatur:

• Freud, S. (1895) (zusammen mit J. Breuer): Studien über Hysterie. GW 1, 75-312
• Mentzos, S. (2012): Hysterie: Zur Psychodynamik unbewusster Inszenierungen. Vandenhoeck und Ruprecht
• Seidler, G. H. (2001): Hysterie heute: Metamorphosen eines Paradiesvogels. Psychosozial-Verlag

In diesem Einführungsseminar für den EK2 soll ein Überblick über die Ich-Psychologie gegeben werden, wie sie entstand und was sie in den Anfängen auszeichnete und wie das Ich heute gedacht wird. Inhaltlich gehe ich auf die Ich-Psychologie Anna Freuds, auf die Weiterentwicklung der Ich-Psychologie durch Heinz Hartmann und auf das Konzept der Strukturellen Psychotherapie von Gerd Rudolf ein.

KTS PA: Abendroth, Marlies
FÄLLT AUS: KTS TP: Theiss-Abendroth, Peter
KTS TP: Stroebe, Katharina
KTS TP: Parverdian, Joseph

In den Anamneseseminaren soll die Anamnesenerhebung am Beispiel einer Anamnese geübt werden, die von einem:einer Kandidat:in vorgestellt wird. Die Anamneseerhebung kann für die DPG-Ausbildung anerkannt werden.

Teil I: In seiner ersten topischen Konzeption des psychischen Apparates unterscheidet Freud die Systeme Bewusst, Vorbewusst und Unbewusst. Die zugrunde liegenden Annahmen und Funktionsweisen dieser Systeme werden vorgestellt, gemeinsam mit den damit verbundenen Mechanismen der Verdrängung und Abwehr.

Literatur:
Freud, S. (1900): Die Traumdeutung, VII. Kapitel, S 513/541 – 626
Freud, S. (1914): Zur Einführung des Narzissmus, GW X, S.138 - 170
Freud, S. (1913): Das Unbewusste, GW X, S.264 – 303
Freud, S.: Vorlesungen zur Einführung in die PA, GW XI, S.305

Die in Ungarn geborene, in die USA emigrierte Kinderärztin und Psychoanalytikerin Margaret Mahler ist eine Pionierin der Säuglings- und Kleinkindforschung. Die Veranstaltung gibt einen Einblick in ihr bewegtes Leben und Werk, mit Schwerpunkt auf ihr einflussreiches Entwicklungsmodell, das den Prozess der Individuation als Loslösung aus der mütterlichen Symbiose beschreibt.

Literatur:

• Halbert Bond, A. (2008). Margaret Mahler. A Biography of the Psychoanalyst. North Carolina: McFarland.
• Mahler, M. (1991). Studien über die drei ersten Lebensjahre. Frankfurt: Fischer.
• Mahler, M. & Furer, M. (1998). Symbiose und Individuation. Psychosen im frühen Kindesalter. Stuttgart: Klett-Cotta
• Mahler, M., Pine, F. & Bergman, A. (2003). Die psychische Geburt des Menschen. Frankfurt: Fischer

In den psychodynamischen Übungen geht es insbesondere um eine fallbezogene Konkretisierung des bisher vermittelten Wissens. Sie sollen Gelegenheit geben, die Besonderheiten psychodynamischen Denkens und Wahrnehmens einzuüben. Gleichzeitig dienen diese Veranstaltungen dazu, die Lehranalytiker:innen des BIPPs in ihrer konkreten Arbeit kennenzulernen.

In den psychodynamischen Übungen geht es insbesondere um eine fallbezogene Konkretisierung des bisher vermittelten Wissens. Sie sollen Gelegenheit geben, die Besonderheiten psychodynamischen Denkens und Wahrnehmens einzuüben. Gleichzeitig dienen diese Veranstaltungen dazu, die Lehranalytiker*innen des BIPPs in ihrer konkreten Arbeit kennenzulernen.

Die in Ungarn geborene, in die USA emigrierte Kinderärztin und Psychoanalytikerin Margaret Mahler ist eine Pionierin der Säuglings- und Kleinkindforschung. Die Veranstaltung gibt einen Einblick in ihr bewegtes Leben und Werk, mit Schwerpunkt auf ihr einflussreiches Entwicklungsmodell, das den Prozess der Individuation als Loslösung aus der mütterlichen Symbiose beschreibt.

Literatur:

• Halbert Bond, A. (2008). Margaret Mahler. A Biography of the Psychoanalyst. North Carolina: McFarland.
• Mahler, M. (1991). Studien über die drei ersten Lebensjahre. Frankfurt: Fischer.
• Mahler, M. & Furer, M. (1998). Symbiose und Individuation. Psychosen im frühen Kindesalter. Stuttgart: Klett-Cotta
• Mahler, M., Pine, F. & Bergman, A. (2003). Die psychische Geburt des Menschen. Frankfurt: Fischer

Teil II: Zum besseren Verständnis der Entstehung psychischer Störungen und unbewusster Abwehrmechanismen führte Freud das Strukturmodell (Es, Ich und Über-Ich) des psychischen Apparates ein, das hier zusammen mit den dynamischen und ökonomischen Gesichtspunkten des Modells erläutert und diskutiert werden soll.

KTS Gruppe A: Rommel, Christopher
KTS Gruppe B: Abendroth, Marlies
KTS PA: Laubmann, André
KTS TP: Theiss-Abendroth, Peter

Gemeinsames Treffen mit den Funktionsträger:innen des DPG-Instituts am BIPP.
Das Treffen findet online statt. Bitte melden Sie Ihre Teilnahme bis zum 8.7.2024 bei Frau Homeyer an unter: bhomeyer@web.de

Autogenes Training (AT) ist das Kernverfahren der autogenen Therapie. Der Begründer I.H. Schultz formulierte die Wirksamkeit des AT als konzentrative Selbstentspannung, hatte aber insbesondere Apekte der Körperwahrnehmung und der Achtsamkeitspraxis integriert - ohne dies explizit so zu benennen. Wir wissen heute aus vielen Anwendungsbeobachtungen und Studien wie AT in der Prävention und adiuvant in der Therapie eingesetzt werden kann.
Der Kurs vermittelt am ersten Wochenende die Praxis des AT in der Grundstufe als Entspannung (Ruhe, Schwere, Wärme) und in der Aufbaustufe (Organübungen) als Körperwahrnehmung. Themen sind darüber hinaus die Einführung in die Wirkmechanismen, Hilfestellungen bei Problemen, Gestaltung der Gruppensituation, Rolle des Kursleiters, Nutzen und Grenzen von CDs und Apps.
Am zweiten Wochenende Methodik und Didaktik des AT wird die Durchführung von AT-Kursen zur Prävention vermittelt und geübt. Dazu gehört auch der Umgang mit schwierigen Kursteilnehmern und problematischen Gruppensituationen. Die formelhafte Vorsatzbildung leitet über zum Einsatz des AT als Therapie.

Anmeldung bis zum Semesterbeginn im BIPP bei Kerstin Kallaus: kkallaus@bipp-berlin.de

Literatur:

• Körperorientierte Entspannungstechniken. C. Derra, Kohlhammer 2020.

Der Kurs erfolgt an zwei Wochenenden (vier Tage) über zwei Semester und wird insgesamt mit 32 Std. in einem Entspannungsverfahren bescheinigt. Begrenzte Teilnehmerzahl (max. 16)

Autogenes Training (AT) ist das Kernverfahren der autogenen Therapie. Der Begründer I.H. Schultz formulierte die Wirksamkeit des AT als konzentrative Selbstentspannung, hatte aber insbesondere Apekte der Körperwahrnehmung und der Achtsamkeitspraxis integriert - ohne dies explizit so zu benennen. Wir wissen heute aus vielen Anwendungsbeobachtungen und Studien wie AT in der Prävention und adiuvant in der Therapie eingesetzt werden kann.
Der Kurs vermittelt am ersten Wochenende die Praxis des AT in der Grundstufe als Entspannung (Ruhe, Schwere, Wärme) und in der Aufbaustufe (Organübungen) als Körperwahrnehmung. Themen sind darüber hinaus die Einführung in die Wirkmechanismen, Hilfestellungen bei Problemen, Gestaltung der Gruppensituation, Rolle des Kursleiters, Nutzen und Grenzen von CDs und Apps.
Am zweiten Wochenende Methodik und Didaktik des AT wird die Durchführung von AT-Kursen zur Prävention vermittelt und geübt. Dazu gehört auch der Umgang mit schwierigen Kursteilnehmern und problematischen Gruppensituationen. Die formelhafte Vorsatzbildung leitet über zum Einsatz des AT als Therapie.

Anmeldung bis zum Semesterbeginn im BIPP bei Kerstin Kallaus: kkallaus@bipp-berlin.de

Literatur:

• Körperorientierte Entspannungstechniken. C. Derra, Kohlhammer 2020.

Der Kurs erfolgt an zwei Wochenenden (vier Tage) über zwei Semester und wird insgesamt mit 32 Std. in einem Entspannungsverfahren bescheinigt. Begrenzte Teilnehmerzahl (max. 16)

Psychotherapeutische Behandlungen bei frühen Störungen auf Borderline-Niveau sind häufig durch Störungen der Realitätsverarbeitung kompliziert. Im Rahmen der Lehrveranstaltung soll eine Abgrenzung von psychotischem Erleben bei Psychosen sowie ein adäquater therapeutischer Umgang mit der Symptomatik in der therapeutischen Beziehungsgestaltung im Rahmen der Psychotherapie versucht werden. Die Möglichkeiten einer pharmakotherapeutischen Intervention werden erörtert und die Indikation zur psychopharmakologischen Intervention in den Kontext der psychodynamischen Beziehungen von Leidensdruck und Ich-Abwehr-Funktionen gestellt.

In diesem Seminar soll die Psychodynamik bei Störungen der Selbstentwicklung dargestellt werden. Insbesondere besprochen werden narzisstische Übertragungen, Gegenübertragung, Übertragungswiderstand. Die Rezeption der Kohut‘schen Selbstpsychologie - Verdienste und Kritik – sollen diskutiert werden.

Literatur:

• Ermann M (2020): Narzissmus. Vom Mythos zur Psychoanalyse des Selbst. W. Kohlhammer, Stuttgart
• Kohut H (1976): Narzissmus. Suhrkamp, Frankfurt am Main
• Mertens W (2011): Psychoanalytische Schulen im Gespräch, Band 2. Hans Huber, Bern

Die Beendigung der Behandlung bezeichnete schon Freud als den schwierigsten Teil der Psychotherapie. Hier entscheide sich, ob es zu einer erneuten Verdrängung des zwischenzeitlich bewusst Gewordenen kommt oder ob die Therapieerfahrungen auch auf andere Beziehungen übertragen werden können. Schon bei Freud gibt es zwei sich widersprechende Konzepte mit Trennungen umzugehen. 1916 entwickelte er in »Trauer und Melancholie« sein Konzept der Trauerarbeit, bei dem es darum geht, die libidinöse Besetzung vom verlorenen Objekt ab- und neuen Objekten zuzuwenden (Freud 1916). 1923 stellte er dagegen in »Das Ich und das Es« die Identifizierung mit dem verlorenen Objekt in den Vordergrund (Freud 1923, S. 256 ff.). Im Seminar sollen die behandlungstechnischen Konsequenzen dieser beiden in Trennungskonzepte diskutiert werden.

Literatur:

• Freud, S. (1916): Trauer und Melancholie. GW X, S. 427-447

Das Freud'sche Junktim (1927) vom Heilen und Forschen besagt, dass Heilen und Forschen in der Durchführung von Psychoanalysen untrennbar miteinander verbunden und immer ausdrücklich auch interdisziplinär orientiert sind:

»In der Psychoanalyse bestand von Anfang an ein Junktim zwischen Heilen und Forschen, die Erkenntnis brachte den Erfolg, man konnte nicht behandeln, ohne etwas Neues zu erfahren, man gewann keine Aufklärung, ohne ihre wohltätige Wirkung zu erleben. Unser analytisches Verfahren ist das Einzige, bei dem dies kostbare Zusammentreffen gewahrt bleibt. Nur wenn wir analytische Seelsorge betreiben, vertiefen wir unsere eben dämmernde Einsicht in das menschliche Seelenleben. Diese Aussicht auf wissenschaftlichen Gewinn war der vornehmste, erfreulichste Zug der analytischen Arbeit.« (Freud 1927, GW 14, S. 293 im Nachwort zur Laienanalyse).

In der Forschungsgruppe Kulturtheorie werden, in Rekurs auf das Freud’sche Junktim, in gemeinsamer Diskussion Fragenstellungen an den Schnittstellen von Gesellschaft, Psychoanalyse und Kulturtheorie aus interdisziplinärer Perspektive erarbeitet und diskutiert. Die Überlegungen der Gruppenmitglieder werden abschließend in einem Sammelband veröffentlicht. Nebst der inhaltlichen Auseinandersetzung dient die Forschungsgruppe somit auch der Einführung in die publizistische Praxis.

Die Veranstaltung, mit Beginn im Dezember 2023, findet nunmehr in einer geschlossenen Gruppe zweimal im Semester satt. Ein Neueinstieg in die Forschungsgruppe ist aktuell leider nicht mehr möglich.

Fortführung der beiden ersten Teile. Mit der »Mentalisierung«, der »Fähigkeit, sich mentale Zustände im eigenen Selbst und in anderen Menschen vorzustellen«, hat die Autorengruppe um Peter Fonagy ein zentrales Konzept gefunden, um die Dynamik von Affektregulierung, Selbstorganisation und Beziehungsverhalten zu verstehen. Entstanden ist diese Theorie aus der kritischen Gesamtschau der neueren bindungstheoretischen, entwicklungspsychologischen und neurobiologischen Befunde durch klinisch erfahrene Psychoanalytiker, so dass sie einen hohen Erklärungswert hat für bestimmte psychische Störungen und ihre Behandlung. Besonders für Borderline–Patienten wurde eine inzwischen validierte, tiefenpsychologische Methode entwickelt, durch Verbesserung der »mentalisierten Affektivität« die Lebensqualität zu verbessern.

Literatur:

• Fonagy/Gergely/Jurist/Target: Affektregulierung, Mentalisierung und die Entwicklung des Selbst.

Begriffsdefinitionen (Zwangsneurose, zwanghafte Persönlichkeit, Zwangssymptomatik) Erscheinungsbild der zwanghaften Persönlichkeit, Gegenübertragungs- Phänomene beim Erst - Kontakt Zwangssymptome und häufig vorkommende Symptome bei zwanghaften Menschen, Genese der Zwangsneurose, Therapiemöglichkeiten.
Neben Klärung begrifflicher Grundlagen ist das Hauptziel der Vorlesung der Erwerb eines psychoanalytischen Verständnisses für zwangsneurotische Phänomene.
Es soll gelernt werden, Zwangssymptome sowie zwanghafte Haltungen besser zu erkennen und zu verstehen, sodass man etwas besser mit ihren typischen Widerständen zwanghafter Patienten, sowie mit der negativen Gegenübertragung, die sie manchmal beim Therapeuten auslösen, umgehen kann.
Zur Illustration werden Fall - Beispiele aus eigener Praxis verwendet.

Literatur:

• Quint, H. (1988): Die Zwangsneurose aus Psychoanalytischer Sicht. Springer, Berlin usw.
• Müller-Pozzi, H.: Psychoanalytisches Denken. Verlag Hans Huber, Bern.
• Ermann, M.: Psychosomatische Medizin und Psychotherapie. Verlag Kohlhammer.
• Hoffmann, S.O. und Hochapfel, G.: Neurosenlehre, Psychotherapeutische und Psychosomatische Medizin.

In den psychodynamischen Übungen geht es insbesondere um eine fallbezogene Konkretisierung des bisher vermittelten Wissens. Sie sollen Gelegenheit geben, die Besonderheiten psychodynamischen Denkens und Wahrnehmens einzuüben. Gleichzeitig dienen diese Veranstaltungen dazu, die Lehranalytiker:innen des BIPPs in ihrer konkreten Arbeit kennenzulernen.

Im Seminar sollen die verschiedenen Gesichter des pathologischen Narzissmus und die typische Psychodynamik entsprechend Strukturniveau, Abwehr-/Bewältigungsformen wie Oknophilie und Philobathie, Narzisstische Krise, diskutiert werden.

Literatur:

• Ermann M (2020): Narzissmus. Vom Mythos zur Psychoanalyse des Selbst. W. Kohlhammer, Stuttgart
• Kernberg OF, Hartmann HP (Hrsg): Narzissmus. Grundlagen. Störungsbilder. Therapie. Schattauer, Stuttgart

Die Beendigung der Behandlung bezeichnete schon Freud als den schwierigsten Teil der Psychotherapie. Hier entscheide sich, ob es zu einer erneuten Verdrängung des zwischenzeitlich bewusst Gewordenen kommt oder ob die Therapieerfahrungen auch auf andere Beziehungen übertragen werden können. Schon bei Freud gibt es zwei sich widersprechende Konzepte mit Trennungen umzugehen. 1916 entwickelte er in »Trauer und Melancholie« sein Konzept der Trauerarbeit, bei dem es darum geht, die libidinöse Besetzung vom verlorenen Objekt ab- und neuen Objekten zuzuwenden (Freud 1916). 1923 stellte er dagegen in »Das Ich und das Es« die Identifizierung mit dem verlorenen Objekt in den Vordergrund (Freud 1923, S. 256 ff.). Im Seminar sollen die behandlungstechnischen Konsequenzen dieser beiden in Trennungskonzepte diskutiert werden.

Literatur:

• Freud, S. (1916): Trauer und Melancholie. GW X, S. 427-447

In der Vergangenheit gab es eine Tendenz dazu, interkulturelle Begegnungen in Psychotherapie und Psychoanalyse als Polarität zwischen einheimischen und fremden kulturellen Identitäten zu verstehen. Mittlerweile sind wir uns mehr darüber bewusst, dass wir in einem komplexen Bereich verschiedener kultureller Identitäten arbeiten, die heute oft nicht mehr eindeutig der einen oder anderen Seite zugeordnet werden können. Die Globalisierung führt einerseits zu einer tendenziellen Verwischung der kulturellen Identität. Das bedeutet andererseits, dass sie eine stärkere Auseinandersetzung des Einzelnen mit kultureller Pluralität mit sich bringt. Neu ist in diesem Zusammenhang der Begriff der kulturellen Hybridität. Es erscheint vielversprechend, nach Übergängen zwischen Konzepten anderer Wissenschaften und der Psychoanalyse bzw. Psychotherapie zu diesem Thema zu suchen. Homi Bhabha, der Literatur- und Kulturwissenschaftler aus Indien, spricht in diesem Zusammenhang von ›Unhomeliness‹. Er definiert die Konstitution kultureller Identität als Prozess, der in einem ›dritten Raum‹ stattfindet. Er betrachtet soziale Räume des Experimentierens als ›Meeting Places‹, wo der Austausch subjektiver Wahrnehmungsweisen und die Herstellung von Identität stattfinden. (Bhabba, 1997) Der ›dritten Raum‹ existiert zwischen Identität und Differenz. Bhabha versteht diesen Raum als Ausgangspunkt für die Herstellung von kultureller Hybridität. Dem gegenüber steht das Konzept einer gespaltenen kulturellen Identität zwischen der Identifikation mit der Herkunftskultur und der aktuellen kulturellen Lebenswelt von Individuen. Im Seminar sollen diese Konzeptionen im Hinblick darauf erörtert werden, welche sich für die therapeutische und psychoanalytische Praxis eignen.

Literatur:

• Özbek, Tülay (2012): »Und es gibt sie doch die pakistanischen Cowboys« – Überlegungen zur hybriden Identitätsbildung. Forum X.: Spaltungsprozessen, Fremdheit und hybride Identität in Deutschland heute. DPV Frühjahrstagung 2012
• Nadig, Maya (2004): Transculturality in Progress. Theoretical and Methodological Aspects Drawn from Cultural Studies and Psychoanalysis. In: Sandkühler und Lim (Ed.) Transculturality - Epistemology, Ethics, and Politics. Frankfurt
• Englisch, Monika (1999): Zum Umgang mit kultureller Differenz. Ein Blick durch die Brille gängiger Kulturkonzepte. Psychologie & Gesellschaftskrit. 91, 23, 7-26 / (2004): Kulturelle Übergangsräume in der Migration. In: Jaeggi E., Kronberg-Gödde, H. (Hg.) Zwischen den Zeilen – Literarische Werke psychologisch betrachtet. Gießen
• Bhabha, Homi (1990): Nation and Narration. London / (1997): Verortung der Kultur. In: Bronfen, E; Marius, B. & Steffen, T. (Hg.): Hybride Kulturen. Tübingen / (2000): Die Verortung der Kultur. Tübingen.

Vorstand, Geschäftsführung, Unterrichtsausschuss und Kandidierendenvertretungen des BIPP- und des DPG-Instituts laden alle Kandidat:innen herzlich zur Semesterabschlussveranstaltung ein.